Die Viole d’Orphée,

Rekonstruktion eines verschollenen Instruments

 

Dominique Fréguin hat im Februar 2001, in Zusammenarbeit mit Philippe Foulon, ein verschollenes Instrument rekonstruiert, welches von Michel Corrette in einer Abhandlung von 1781 beschrieben ist: Die Viole d’Orphée. Diese Kniegeige wurde dem Publikum anlässlich einer Konzert-Konferenz beim Salon de Musique in Paris am 31. März 2001 vorgestellt.

Das von Michel Corrette in der Schule für Kontrabass, Alto und Viole d’Orphée (1781) beschriebene Instrument hinterließ weder eine bekannte Erwähnung in den Museen für Instrumente noch in privaten Sammlungen. Im Anschluß an eine erste Forschungsarbeit und  Auslegung innerhalb eines kurzen aber sehr genauen Absatzes der Abhandlung, begann der Geigenbauer mit der Rekonstruktion des InstrumentsDiese Realisierung findet innerhalb einer kunsthandwerklichen Vorgehensweise statt, die in den letzten Jahren den Geigenbauer dazu geführt hat Pläne von Kniegeigen in Frankreich sowie im Ausland zu sammeln, damit seltene Stücke Form annehmen können.

Die Violen jüngeren Herstellungsdatums entstehen meistens aus der Vorlage sehr weniger ModelleDie Erkenntnis von Michel Corrette, dem Erfinder der Viole d’Orphée, daß die Viola da Gamba aus der Mode kommt und von der Violine und dem Cello abgelöst werden wird, veranlasst ihn das Instrument durch Anpassung wiederzubeleben. Er entwirft die Viole d’Orphée, ein aus mehreren Aspekten gesehen, einzigartiges Instrument. In seiner Abhandlung von 1781 macht er genaue Angaben zu seiner Herstellung:

Das Instrument hat keine Darmsaiten wie die traditionellen Violen sondern ist mit Metallsaiten bezogen. In der Tat ist dies eines der wenigen Streichinstrumente mit Metallsaiten. Diese Eigenschaft an sich ist schon Anlaß genug zu einer kunsthandwerklichen Forschungsarbeit. Die Stimmung der Viola ist in Quinten, so wie beim Violoncello piccolo. Die letzte Eigenschaft der Viole d’Orphée ist, daß die beiden hohen Saiten gedoppelt sind. Die Stimmung des Instruments ist folglich

C / G / D / A-a / E-e.

Die Eigenschaften der beschriebenen Saiten werfen keinerlei größere Probleme auf, die Beschreibungen von Corrette sind genau. Lediglich eine unter ihnen, die D-Saite ist noch geheimnisvoll durch ihren Namen, <vom Typus Larchemi> . Der Sinn dieses Ausdrucks ist noch nicht bekannt.
Für dieses Instrument gibt es eine spezielle Notensammlung: Sonaten für Viole d’Orphée wurden von Michel Corrette herausgegeben. Es scheint jedoch klar zu sein, daß außer den Stücken von Michel Corrette keinerlei spezielle Noten dem Instrument zugeordnet werden können.